Am 20 Februar 1804 erließ der russische Zar Alexander I der Große den nächsten Einladungsmanifest.
Zu diesem Zeitpunkt eroberte Russland (70-er Jahre 18 Jahrhundert) vom Osmanischem Reich die gesamte nördliche Küste des Schwarzen Meeres (heutige Südrussland, Südukraine, Moldawien). Auch diese Flächen waren kaum bewohnt. Deswegen griff Alexander an schon erprobten Mittel und lud die Siedler, diesmal gezielt aus Deutschland, ein. Dieser Manifest unterscheidet sich kaum vom ersten. Nennenswert ist, dass die Bewerber 300 Gulden Privatvermögen vor der Einreise nachweisen sollten. Außerdem wurden ausdrücklich Handwerker und Bauer eingeladen. Die Neuangekommenen wurden alle in südlichen Territorien eingesiedelt. Dort entstanden bis 1859 insgesamt 200 Kolonien.
Von 1763 bis 1859 kamen etwa 100 000 bis 150 000 Deutsche nach Russland. Sie haben insgesamt 304 Mutterkolonien gegründet. Die letzte Volkszählung in russischen Zarenreich wurde 1914 durchgeführt. Laut diese Zählung lebten in Russland 1 700 000 Deutschen in 3536 Kolonien (304-Mutter und 3 232 Tochterkolonien)
Die Tochterkolonien wurden gegründet, weil die deutsche Bevölkerung in Russland sehr schnell wuchs. Auf 1000 Deutschen kamen pro Jahr fast 44 Geburten (bei Russen waren es 40). In Deutschland waren zum gleichem Zeitpunkt 19 Geburten pro 1000 Einwohner erreicht.
Insgesamt ging den Deutschen in Russland bis 1871 ganz gut. Sie haben nicht nur wirtschaftlichen, sondern auch ziemlich starken politischen Gewicht erreicht. Dieser war aber ausgeprägt pro russisch.
Um den Einfluss der Deutschen auf damaligen Russland zu verdeutlichen, kann man folgende Namen benennen: Grafen von Nesselrode waren Generäle, Botschafter, Minister, dann Generäle Totleben und Minich, die Dichter Tutschev und Delwig, der Schriftsteller und Denker Herzen, Maler Brullow, Entdecker Belingshausen und Krusenstern, Finanzminister Witte der aus Rubel eine international anerkannte Währung machte usw. In Moskau lebten 20 000 in Sankt-Petersburg 42 000 Deutsche (vor 1914)
Doch die Geschichte der Deutschen in Russland war immer von der Entwicklungen in Deutschland abhängig. Als 1871 der Deutsche Reich gegründet wurde, änderte sich auch die Lage der Deutschen in Russland. Alle Privilegien der Deutschen, vor allem Selbstverwaltung wurden aufgehoben. 1874 wurde auch für Deutsche allgemeine Wehrpflicht eingeführt (Ausnahme - Mennoniten, die nur zum Dienst ohne Waffe einberufen wurden (Sanitäter, Transportdienst usw.) Insgesamt entstand in Russland zu dem Zeitpunkt eine sehr schlechte Stimmung gegenüber den Deutschen (Neid-Haß-Komplex). Verantwortlich dafür waren Privilegien und damit bedingte wirtschaftliche Aufschwung, aber auch Absonderung der Deutschen von der anderen Bevölkerungsgruppen, durch ihre Konzentration in bestimmten Kolonien. Deswegen wurden die Deutschen in Russland durch die breite Schichten der Bevölkerung als fremd empfunden.
Der Aufhebung von Privilegien und der Einführung des Militärdienstes folgten weitere Einschränkungen. So erlaubte man nicht mehr, die neue Kolonien zu gründen und die neue deutsche Schulen zu bauen. An bereits bestehenden deutschen Schulen wurde seit 1898 Russisch als Pflichtfach eingeführt. Ansonsten aber ließ man die bestehenden deutsche Infrastrukturen erhalten. Diese Einschränkungen führten dazu, dass bis 1912 insgesamt 300 000 Russlanddeutsche aus Russland nach Nord- und Südamerika auswanderten.
Wirklich schwere Zeiten für die Deutschen in Russland fingen mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges. In Februar und Dezember 1915 wurden so genannte Liquidationsgesetze verabschiedet. Laut diese Gesetze sollten alle Deutsche aus dem 150 kilometerbreitem Grenzstreifen entlang der russischen Westgrenze enteignet und nach Sibirien umgesiedelt werden. Im Folge diese Gesetzes wurden etwa 200 000 Russlanddeutsche zwangsumgesiedelt. Außerdem wurde die Deutsche Sprache in der Öffentlichkeit verboten, deutsche Schulen wurden geschlossen. Die 300 000 russlanddeutsche Männer, die für Russland an der Front gekämpft haben, mussten ihren Familien Briefe in kyrillischer Schrift schreiben.
In vielen großen russischen Städten wurden Pogrome an Deutschen verübt. Die Enteignung und Zwangsumsiedlung sollte alle Deutsche westlich vom Ural treffen. Doch dann ist die Februarrevolution 1917 ausgebrochen. In deren Folge dankte der Zar ab. Es wurde die Übergangsregierung eingesetzt. Diese stoppte die Enteignung und Zwangsumsiedlung sofort.