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Aktuelles

Sehr geehrte Vereinsmitglieder, liebe Freunde,


wir möchten als Vertreter der aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion zugewanderten Menschen in Essen eine Erklärung zur aktuellen Situation in der Ukraine abgeben.
Wir verurteilen jegliche Aggressionen und militärische Kriegshandlungen. Das Vorgehen der russischen Militärführung in der souveränen Ukraine ist für uns inakzeptabel.
Wir sind mit unserem ganzen Herzen bei den betroffenen vor Ort. Weiterhin sprechen wir unsere Anteilnahme an unsere Mitbürger, die noch Familien und Freunde in den betroffenen Gebieten haben und derzeit eine sehr schwere Zeit voller Sorgen und auch Unmut erleben müssen.
Es bleibt zu hoffen, dass die militärischen Handlungen so bald wie möglich eingestellt werden und die Situation deeskaliert.
Wir hoffen, dass diese Situation keinen Keil zwischen die Menschen treibt und wir weiterhin als eine
bunte, diverse Gemeinschaft unsere Zukunft in Essen, in Deutschland, in Europa und auf der ganzen Welt zusammenleben können.
Mehr denn je ist der Satz von Friedrich von Schiller aktuell: „Wir sind ein Volk, und einig wollen wir
handeln!“ Womit wir uns auf die gesamte Menschheit beziehen wollen.
Mit freundlichen Grüßen
Der Vorstand

Katharina II (1729-1796)

Katharina II war die gebhurtige deutsche Prinzessin aus einem sehr altem aber an Bedeutung verlorenen königlichen Geschlecht- Anhalt von Zerbst. Ihr echter Name lautete Sophia Frederika Auguste Anhalt von Zerbst. Sie hat im Jahre 1745 den russischen Thronfolger Peter III geheiratet. Nach ihre Taufe in die orthodoxe Glaube erhielt sie den Namen- Katharina Alekseewna.

1762 bestieg ihr Ehemann den russischen Thron. Seine Regentschafft hat er mit einer äußerst unglücklichen Entscheidung begonnen. Er hat sofortigen Frieden mit Preußen und Ausstieg aus dem Siebenjährigen Krieg beschlossen. Er war ein großer Verehrer von Friedrich dem Großen. (Aus seinem Munde stammt die Aussage „lieber möchte ich der preußische Oberst, als der russischer Kaiser sein.“)

Diese Entscheidung wurde ihm zum Verhängnis. Der russische Heer verweigerte ihm die Treue und forderte seine Abdankung zu Gunsten seiner Frau Katharina. Obwohl Peter III im Juli 1762 abdankte und unter Hausarrest gestellt wurde, wurde er nach wenigen Tagen ermordet. Bis jetzt ist es noch nicht entgültig geklärt, ob die Katharina dieses Mord in Auftrag gegeben hat.

Zu diesem Zeitpunkt besaß Russland schon fast ihre entgültige Größe. Doch die östlichen und südlichen Teilen Russlands waren, abgesehen von Festungen, kaum besiedelt. So lagen schon vor zweihundert Jahren eroberte Ländereien an der Wolga brach. In diesen Gebieten wurde der Einfluss des Osmanischen Reiches immer deutlicher, weil dort lebenden Nomadenvölker (Tataren, Kasachen) Muslime waren und teilweise in dem osmanischen Sultan sogar ihren Glaubensoberhaupt gesehen haben. Deswegen hat die Katharina beschlossen, diese Ländereien zu besiedeln, um sie damit auch an Russland entgültig zu binden.

Es fehlten aber Bevölkerungsressourcen in Russland dazu. Erstens war die Bevölkerungsdichte in ursprünglichen russischen Gebieten gar nicht so hoch, dass die Menschen in unangeschlossenen Gebiete ausweichen mussten. Zweitens waren etwa 50 bis 60% der russischen Bauern, Leibeigene des Adels. Fürs Adel war es aber zu riskant und auch nicht notwendig ihre Bauern dorthin zu schicken. Aus diesen Gründen entschloss sich die Kathrina die Siedler aus Europa einzuladen.

Am 22. Juli 1763 erließ sie einen Einladungsmanifest, in dem sie die Menschen aus Europa aufgefordert hat, sich in Russland niederzulassen. Obwohl dieser Manifest für alle Europäer gültig war, folgten ihm vor allem die Deutsche.

In Deutschland herrschte zu dem Zeitpunkt chaotische Verhältnisse, Kriege, Fremdbesatzung, Missernten, hohe Abgaben erleichterte den Menschen die Entscheidung. (Es kamen auch Franzosen, Holländer, Schweden und Rumänen. Sie wurden aber unter Deutschen in Russland eingesiedelt und haben sich langsam dort eingedeutscht. Deswegen kann man unter Russlanddeutschen, Menschen mit französischen, schwedischen, holländischen Namen wie: Remy, Andersson oder Lorenz treffen)

Durch diesen Manifest erhielten die Einsiedler folgende Privilegien:

  1. Freie Wahl des Wohnortes in Russland (Befreiung von Steuern galt aber nur für diejenigen, die in neue Gebiete sich niederlassen, außerdem wurde auch gezielt um die Besiedlung von Wolgaregion geworben)
  2. Einreise und die Ersteinrichtung auf Kosten der russischen Krone
  3. Land wurde den Kolonien als Gemeingut „auf ewige Zeiten“ zur Verfügung gestellt. Pro Familie- 30 Hektar. Dieser Land durfte nicht verkauft oder abgetreten werden, man dürfte aber noch Land hinzu von Privatpersonen kaufen.
  4. Je nachdem wo sich die Menschen niedergelassen haben, wurden sie für 5 bis 30 Jahren von Steuern befreit
  5. Sie dürften nicht ohne ihren Willen zu Militär- oder Zivildienst einbezogen werden.
  6. Es wurde freie Ausübung der Religion und die Bildung auf Deutsch gestattet.
  7. Außerdem unterlagen die Siedler nicht der örtlichen Verwaltung, sondern direkt der Krone. Dafür wurden so genannte Fürsorgekommiteten gegründet, die vor Ort in Name der Krone alles regelten.

Dieser Manifest wurde von Gesandten der Zarin vor Rathäusern und Kirchen in Europa vorgelesen und aufgehängt. Diejenigen, die dem Aufruf folgen wollten, versammelten sich in bestimmten Städten. Wenn eine Gruppe von etwa 100 bis 150 Personen zusammenkam, brachte man die Menschen nach Lübeck, von da ging es mit dem Schiff nach Sankt- Petersburg und weiter mit dem Pferdetreck an die Wolga.

Nicht alle europäische Herrscher haben ihren Untertanen die Ausreise erlaubt. Manche haben für jeden Siedler eine bestimmte Summe Geld von Russland verlangt, andere haben es grundsätzlich verboten. Deswegen kamen die Menschen vermehrt aus bestimmten Gebieten nach Russland. So haben etwa 50% aller Russlanddeutschen ihre Wurzeln in Hessen.

In ersten 4 Jahren kamen etwa 27.000 bis 29.000 Siedler nach Russland. Sie haben sich überwiegend an der Wolga und um Sankt- Petersburg herum niedergelassen. In diesen 4 Jahren entstanden an der Wolga 104 Mutterkolonien.

Es waren schwere Zeiten. Abgesehen von anfänglichen Schwierigkeiten (Bau von Häuser, Kultivierung der landwirtschaftlichen Flächen, ungewöhnliche klimatische Bedingungen) litten die ersten Siedler an Überfällen der Nomadenräubern. Die russische Regierung konnte nicht genügend Soldaten in die neue Gebiete absenden. Deswegen erlaubte man den Deutschen die Bürgerwehre aufzustellen.