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Aktuelles

Sehr geehrte Vereinsmitglieder, liebe Freunde,


wir möchten als Vertreter der aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion zugewanderten Menschen in Essen eine Erklärung zur aktuellen Situation in der Ukraine abgeben.
Wir verurteilen jegliche Aggressionen und militärische Kriegshandlungen. Das Vorgehen der russischen Militärführung in der souveränen Ukraine ist für uns inakzeptabel.
Wir sind mit unserem ganzen Herzen bei den betroffenen vor Ort. Weiterhin sprechen wir unsere Anteilnahme an unsere Mitbürger, die noch Familien und Freunde in den betroffenen Gebieten haben und derzeit eine sehr schwere Zeit voller Sorgen und auch Unmut erleben müssen.
Es bleibt zu hoffen, dass die militärischen Handlungen so bald wie möglich eingestellt werden und die Situation deeskaliert.
Wir hoffen, dass diese Situation keinen Keil zwischen die Menschen treibt und wir weiterhin als eine
bunte, diverse Gemeinschaft unsere Zukunft in Essen, in Deutschland, in Europa und auf der ganzen Welt zusammenleben können.
Mehr denn je ist der Satz von Friedrich von Schiller aktuell: „Wir sind ein Volk, und einig wollen wir
handeln!“ Womit wir uns auf die gesamte Menschheit beziehen wollen.
Mit freundlichen Grüßen
Der Vorstand

1941- 1956

Am 22.06.1941 überfiel Deutschland die Sowjetunion. Am 28.08.1941 wurde die Autonomie an der Wolga aufgelöst und die Deutschen nach Sibirien und Mittelasien umgesiedelt.

Doch die Zwangsumsiedlung in westlichen Teilen der Sowjetunion begann sofort nach dem Ausbruch des Krieges. Da wo die NKWD (Vorläufer der KGB) noch Zeit hatte, wurden alle Deutschen nach Sibirien gebracht. Etwa 350 000 Russlanddeutsche blieben aber unter deutscher Besatzung.

Sie wurden von deutschen Truppen als deutsche Volkszugehörige gesehen und aufgrund dessen, wurden die Männer zur Militärdienst bei Wehrmacht und Waffen SS einberufen. Als die Rote Armee wieder zurück kam, wurden die russlanddeutsche Familien zuerst nach Wartegau( in der Nähe von Warschau) und dann nach Deutschland gebracht. Sie erhielten auch alle deutsche Staatsbürgerschafft. Nach dem Deutschland besiegt wurde, wurden diese Menschen zurück nach Russland, nach Sibirien und Kasachstan deportiert.

Die anderen Deutsche kamen schon 1941 nach Sibirien und Mittelasien. Manche wurden in Dörfer aufgeteilt. Die anderen hatten nicht so viel Glück. Es gibt Zeugenberichte, dass die Deutschen einfach in der Steppe aus der Zug aussteigen mussten, manchmal ließ man ihnen Werkzeug um die Erdlöcher zu graben. Manchmal wurden sie einfach so ausgeladen. Sehr viele Kinder und Alte starben so an Kälte und Hunger.

Am 10.01.1942 wurden alle Männer in alter von 17 bis 50 in die Trudarmee einberufen (Arbeiterarmee - für die Deutschen waren es die Zwangsarbeitslager)

Am 07.10. 1942 folgten alle 15 bis 55 jährige Männer und 16 bis 45 jährige Frauen, die keine Kinder unter 3 Jahre alt hatten. Die älteren Kinder musste man einfach so zurück lassen, in Hoffnung, dass die zurückgebliebene Deutsche oder die Einheimische sich um sie kümmern.

Die Arbeit die Deutschen machen mussten, war sehr schwer. Mit 300 bis 700 Gramm Brot pro Tag, ohne ausreichender medizinischer Versorgung mussten sie 12 Std. am Tag Schwerstarbeit leisten. Sie lebten in fast ungeheizten Barraken, arbeiteten auch bei Minus 40 Grad.

Hinzu kamen noch moralische Erniedrigungen, Beschimpfungen, Schläge. Von insgesamt 650 000 deutschen Trudarmisten starben bis Ende des Krieges 300 000 an diesen unmenschlichen Bedingungen. Aber auch die in Sibirien und Kasachstan Gebliebene starben an Hunger und Kälte. Vor dem Zweitem Weltkrieg lebten etwa 1 700 000 Deutsche in Sowjetunion. Den Krieg haben etwa 1 080 000 überlebt.

Die Trudarmee blieb bis 1947 bestehen. Danach wurden die Deutschen entlassen, bekamen aber ihre Bürgerrechte nicht zurück. Jeder Deutsche musste 1948 ein Papier unterschreiben, dass sie auf „ewige Zeiten“ in Verbahnungsgebieten bleiben sollen.

Außerdem wurden alle Deutsche unter der Sonderkommandantur gestellt. Man durfte nur im zugewiesenen Wohnort und 2 kilometerbreiten Umgebung sich frei bewegen. Für weitere Entfernungen bedurfte man eine Sondergenehmigung. Ohne dieser riskierte man die 25 Jährige Verurteilung zu Zwangsarbeit.

Erst am 13.12.1955 wurde die Sonderkommandantur aufgehoben. Es blieb aber weiterhin verboten in die Heimatorte zurückzukehren.

Seit 1950 durften die Deutsche aus Sowjetunion nach Deutschland auswandern, wenn ihre Verwandten sie durch den Roten Kreuz gefunden haben. (Etwa 100 000 Russlanddeutsche von 350 000, die nach Deutschland 1944 kamen, konnten sich vor Deportation verstecken und sind damit in Deutschland geblieben)