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Aktuelles

Sehr geehrte Vereinsmitglieder, liebe Freunde,


wir möchten als Vertreter der aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion zugewanderten Menschen in Essen eine Erklärung zur aktuellen Situation in der Ukraine abgeben.
Wir verurteilen jegliche Aggressionen und militärische Kriegshandlungen. Das Vorgehen der russischen Militärführung in der souveränen Ukraine ist für uns inakzeptabel.
Wir sind mit unserem ganzen Herzen bei den betroffenen vor Ort. Weiterhin sprechen wir unsere Anteilnahme an unsere Mitbürger, die noch Familien und Freunde in den betroffenen Gebieten haben und derzeit eine sehr schwere Zeit voller Sorgen und auch Unmut erleben müssen.
Es bleibt zu hoffen, dass die militärischen Handlungen so bald wie möglich eingestellt werden und die Situation deeskaliert.
Wir hoffen, dass diese Situation keinen Keil zwischen die Menschen treibt und wir weiterhin als eine
bunte, diverse Gemeinschaft unsere Zukunft in Essen, in Deutschland, in Europa und auf der ganzen Welt zusammenleben können.
Mehr denn je ist der Satz von Friedrich von Schiller aktuell: „Wir sind ein Volk, und einig wollen wir
handeln!“ Womit wir uns auf die gesamte Menschheit beziehen wollen.
Mit freundlichen Grüßen
Der Vorstand

1917-1941

Im Oktober 1917 kamen in Russland die Bolschewiken (Kommunisten) an die Macht.

Die Bolschewiken haben von Anfang an verstanden die Massen hinter sich zu bringen. Ihre Aufrufe „Macht den Arbeitern, Land den Bauern, Frieden den Völkern“ haben die große Teile der Bevölkerung angesprochen. Außerdem boten die Bolschewiken allen Völkern Recht auf Selbstbestimmung und Autonomie. Da die Deutschen von der zarischen Regierung unterdrückt wurden, haben sie in Bolschewiken ihre Chance gesehen.

Die deutschen Kolonien an der Wolga haben den Bolschewiken nicht nur Getreide kostenlos geliefert, sondern sie auch mit Waffen unterstützt. An der Wolga wurden 2 Kavallerie- und 2 Infanterieregimente gegründet, die dann in der Roten Armee gegen die Invasoren und auch im Bürgerkrieg kämpften. Diese Regimente wurden dann bis Mitte 20-er Jahren festes Bestandteil der Roten Armee. An der Saratower Militärhochschule wurden sogar Offiziere in deutscher Sprache ausgebildet.

Am 19.10.1918 wurde innerhalb Russland die erste Autonomie gegründet. „Arbeiterkommune der Deutschen an der Wolga“. Somit bestand Russland aus deutscher Arbeitskommune und restlichem Russland.

1922 wurde die Sowjetunion ausgerufen. Am 06.01.1924 wurde in Sowjetunion- Autonome Sowjetische Sozialistische Republik der Deutschen an der Wolga gegründet. Außer dieser Autonomie wurden fast 500 deutsche autonome Bezirke und Landräte in gesamten Sowjetunion gebildet.

In der Wolgarepublik gab es 5 Hochschulen, 11 Fachoberschulen und andere Lehranstalten, wo alles auf Deutsch unterrichtet wurde. Es gab dort auch Theater, Verläge und andere Einrichtungen.

Doch die Deutschen wurden auch jetzt von ihrer Herkunft eingeholt. 1933 kam Adolf Hitler an die Macht in Deutschland. Daraufhin wurden alle Deutsche in gesamten Sowjetunion in Listen erfasst. Repressalien 1937-1939 haben die gesamte Bevölkerung der Sowjetunion unabhängig von ihrer Herkunft getroffen. Doch die Deutschen traf es am härtesten.

Der Grund dafür lag in der Bequemlichkeit mit der die Deutschen verfolgt werden konnten. Sie waren in ganzem Sowjetunion in Listen erfasst. Man konnte so leicht die verwandtschaftliche Beziehungen sehen und damit auch „überregionaltätigen antisowjetischen Gruppen“ entdecken und liquidieren. Außerdem waren die Grenzen in der UdSSR bis 1930 offen, viele Deutsche sind damals ausgewandert und man konnte fast jedem, der geblieben ist „Beziehungen zu imperialistischen Ländern“ nachweisen, weil ihre Verwandten oder Freunde Russland verlassen haben und einen brieflichen Kontakt zur zurückgebliebenen aufnahmen.

Alleine in der Ukraine wurden 1937-1938 mehr als 167 000 Deutsche verhaftet. Davon wurden 122 000 erschossen, der Rest wurde bis zu 25 Jahre Zwangsarbeit verurteilt.

Die Dimensionen der Repressalien an Deutschen waren erschreckend. Bis zu 48% deutscher Männer wurden verhaftet. Die meisten kehrten nie zurück. Die Vaterlosigkeit unter Deutschen vor dem Krieg war höher, als die Vaterlosigkeit der Gesamtbevölkerung nach dem Krieg (27 000 000 Opfer in UdSSR). 1938-1939 wurden auch alle autonome Bezirke der Deutschen außerhalb der Wolgarepublik aufgelöst.